Weinachtspredigt 2016: Joh. 3, 16f
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Was hat der Weihnachtsmann eben gesagt: „mir sind schwere Steine vom Herzen gefallen als ich die Weihnachtsgeschichte gesehen und gehört habe.“ Geht es Ihnen das auch so? Wie viele Jahre haben Sie schon Weihnachten erlebt und die gute Nachricht von Jesus Geburt aus der Bibel bereits gehört? Nimmt Ihnen diese Geschichte auch die Schwere des Alltags?
Jedes Jahr auf´s Neue rührt uns diese Geschichte an. Die Geschichte  von der Wanderung nach Bethlehem, dem fehlenden oder verweigerten Quartieren und der Geburt in einem Stall unter den armen Verhältnissen; von den Hirten und von den Engeln.  Da kann einem schon das Herz aufgehen und so manchem unter uns die Last abfallen.

Sie haben auf Ihren Plätzen auch einen kleinen oder manchmal auch größeren Stein gefunden. Vielleicht haben Sie, während des Spiels oder als Sie die Musik hörten und sangen, den Stein in der Hand gehalten, ihn zwischen den Fingern gedreht und im Halbdunkel der Kirche betrachtet. Vielleicht haben Sie den Stein auch schon in die Tasche gesteckt. Der Stein von unserer hiesigen Ostseeküste  ist etwas blank, - eben wie ein Stein, den wir oft betrachtend in den Händen halten, oder weil er zu uns gehört und wir uns allzu oft an ihm gerieben haben. Sie kennen das doch auch: Solange der Stein im Wellenschlag des Meeres liegt und nass ist, finden wir ihn schön, aber wenn er getrocknet zu Hause aus der Tasche nach einem lange Spaziergang oder Urlaub wieder herausgeholt wird, ist zumeist all seine Schönheit hinweg. Bei diesem Stein ist´s vielleicht anders.
Der Weihnachtsmann findet die blanken Steine zuunterst in seinem Sack und kann sich gar nicht erklären, wie sie wohl zu ihm gekommen sind. Aber er stellt einen Zusammenhang her zwischen der Last auf seinem Herzen, vergleichbar den Steinen und seinem zuletzt gebeugten Lebensweg,  mit der Befreiung durch die Weihnachtsgeschichte.

Ich will Ihnen nun eine weitere frohmachende Botschaft vorlesen, die wir für heute Abend im Johannesevangelium Kapitel 3 finden; dort heißt es:
16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.  19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.
Gibt es unter Ihnen noch Viele, die an das Ewige Leben glauben? Was mein Sie, - gibt es überhaupt das Ewige Leben nach dem Tode? Mir scheint, viele Menschen in unseren Regionen reizt das heute nicht mehr – ins Ewige Leben zu kommen. Ins Fernsehen zu kommen oder etwas Bleibendes zu hinterlassen, ist für viele Menschen erstrebenswerter als in den Himmel zu kommen. Auf der Punkteliste einer Sportart oder in den neuen Medien, mit LINKS, LIKES, POST und Freundschaftsverlinkungen ganz oben zu stehen ist doch für viele Jüngere mehr wert – Oder? Das Jetzt und das Hier ist entscheidend. Mit der Zusage auf ein Ewiges Leben, so scheint es mir, locken wir nur wenige hinter dem Ofen hervor.
Das war mal anders. Die großen Kirchen des Mittelalters sind u. a. so prächtig und groß gebaut worden, weil sich die Mäzenen und Reichen der damaligen Zeit von ihrer großzügigen Bauunterstützung auch einen Fensterplatz im Himmel erhofften und andere Menschen einen gnädigen Gott.

Weil immer mehr Menschen glauben, eine Welt nach dem Tode gibt es ohnehin nicht und nur der eigene Einsatz und die eigene Leistung zählen, drehen wir uns um uns selbst, verbrauchen immer mehr Ressourcen, als hätten wir selbst das Ewige Leben und schaffen uns immer mehr Dinge an, die uns zu Last werden; möglicher Weise auch auf unseren Herzen liegen.

Das Johannesevangelium spricht in diesem Zusammenhang vom verloren gehen. „ …. damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, … „

Kommt Ihnen das bekannt vor? Ein immer wieder gehörter Satz in der Gegenwart ist, - ich höre ihn oft bei mir auf der Arbeit: „… ich muss erst einmal wieder zu mir selbst finden, dann ….! Ich komm´ mir so verloren vor!“ Ich vermute mal, dass der Schreiber des Johannesevangeliums anderen Vorstellungen von Verloren-sein und von der Verdammnis im Blick hatte, aber die Zusage, dass, wer auf Gott vertraut, Zukunft hat, bleibt dennoch bestehen.

Gott hat Jesus zu uns gesandt nicht als König, Kriegsherr, Bundeskanzler, Spitzensportler oder Vorsitzender, sondern geboren unter ärmlichsten Verhältnissen, wie auf einer Flucht, in einem Stall vor den Türen unserer Stadt ist er zu uns gekommen. Schlimmer geht´s eigentlich nicht.
Gott hat offensichtlich auch kein Interesse an unserer Verurteilung. In dem kleinen Text heißt es:  „…Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte …“ Gott will Rettung, - unsere Rettung ist seine Absicht. Die Frage ist nun, was ist heute Rettung? Vor was oder wem sollen wir gerettet werden? Damals war die Sache klar, - Rettung vor ewiger Verdammnis, vor Hölle und vor Gottverlassenheit. Aber heute in Deutschland oder in Kirch Stück? Vor was fürchten wir uns heute denn mehr als vor uns selbst und unseresgleichen. Was uns ängstigt, ist zumeist selbst- oder menschengemacht. Uns erscheinen die Dinge zu komplex oder zu politisch zu sein, als das wir uns allein auf Gottes Rettungsaktion verlassen würden. Wir trauen ihm doch keine Weltrettung mehr zu. Und wir ahnen schon, - einfache Lösung gibt es nicht.

Wer glaubt, das galt früher wie heute, der vertraut. Er vertraut auf andere Wege und  lässt sich auch nicht so schnell bange machen. Wer glaubt singt nicht im Chor derjenigen, die meinen, „es wird doch sowie immer alles schlimmer“. Der, der glaubt, sieht kleine Ansätze der Veränderung zum Guten und weiß, dass Menschlichkeit, Ressourcenschonung, Frieden, Barmherzigkeit u. a. m. ansteckend sein können. Wer glaubt, vertraut darauf, dass eine Rettung in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit möglich ist. (Luthers Apfelbaum)

Mögen Sie das, liebe Zuhörer, aus diesem Gottesdienst mitnehmen und möge dieser kleiner Stein, den Sie gerne mit nach Hause nehmen dürfen, Sie daran erinnern, dass was uns lastend auf dem Herzen liegt, bereits genommen ist: Jesus ist als Gottes Sohn in die Welt gekommen, nicht um zu verurteilen, zu richten  oder zu beschweren, sondern um uns zu retten.

Un vör all de Lüüd unner uns, de noch des Plattdütschen mächtig sünd, för de gifft dat noch een paar Wurt achtenan:
Se kenn´ja alle den Snack, dat ein Jeder „nach sien Fassong selig warden sull“ .- nich wohr? Een jederein kann sien  Glück und sien Taukunft sülvst smäden, so heit dat doch. Oewer warden wie einst dormit ok taufreden sien? – mit dem Glück wat wie uns dor tausamm´n zimmert harn? Ick kenn´bannig väl´ Lüd, de alln´s hebm, sick alln´s köpen künn´n, oewe glücklich sünd se ok nie nich.
Wenn ick mannigmal mit oll Lüd snackt heff, de noch den letzten groten Krieg mitbelevt harrn und in de swore Tied väl Not un Kummer to dragen harn un sick affrakt hemm´n,  denn düncht mie, dat disse Minschen hüt tofredener sünd as so mannig een von de hütigen Minschen, de duernd am rümmejammern sünd. Wo licht dat an?  Is de Glowen von uns Christenminschen bäder to begrieben, wenn uns nich so gaud geiht? Gehürn Not und Glowen tausamm´n?
Ick glöw dat sülvt nich. Oewer ist schon komisch: Väle Lüüd erinnern sick an Gott nur, wenn´s in Läben eng un düster ward. In´n Kirch gahn, dat tut man, wenn´s nödig ist, wenn´s all´n anner Tüch nich helpen deit.

Bekieck Se sick wedder den lütt Steen, den Se hier up de Bänk funn´n harn. Blank und smuck ward hei nur dörch Reibung orrer Berührung. Up uns Harten licht so manigeen groten Steen und moakt uns Bang und Pien. Besunners dann, wenn hei nich schön antoseihn is. Egal ob hei grot orrer lütt ist, hell oder düster ist, hei lässt uns möglicher Wies deip in de Knei gohn. Oewer wenn wi maudig taufatten, wat uns deip maakt und swor füllt, un´uns up uns Herrgott verlaten, - un nich nur wenn´s nödig deit - dann künn´ ut solch oll Steen, ok lütt Edelsteins warden. In uns Text het datdenn: „Es gifft Minsch de verluurn sünd, de oewer rett warden künn, wenn´s denn glowen täten.

Dat wünsch´ ich Juch – nähmt de Stein mit nah Hus und denkt doröver nah.
 
 

Amen
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